Irgendwie wundert mich eh nicht, dass sie mich in den „Best Erotic Club of the Year“ nicht reinlassen haben. Den Titel wärens los gwesen, wär ich da aufgetaucht.

Also kümmerte ich mich wieder um meinen eigentlichen Plan warum ich eigentlich hergekommen bin. Heute wollte ich nach Bratsk. Ich war immer noch sehr verunsichert, ob ich die „BAM Road“ nördlich des Baikalsees versuchen sollte, oder die klassische Route über Irkutsk südlich vom Baikal See.

Die BAM Road

BAM ist die Abkürzung für „Baikal – Amur – Magistrale“ Es ist eine Eisenbahnstrecke etwa 500 km nördlich der Transsibirischen Eisenbahn, die in den 1930er Jahren von Kriegsgefangenen in eigenen BAMGulags erbaut wurde. Sie verläuft über mehrere Gebirgsketten und über insgesamt 3.000 Flüsse. Einge davon zählen zu den größten und längsten Russlands. Eine Straße gibt es nicht, aber es gibt noch aus der Bauzeit einen Versorgungsweg der allerdings kaum genutzt und an vielen stellen nahezu unpassierbar ist. Brücken sind verrottet und viele Abschnitte des Weges wurden vom Wasser und von Sümpfen zurückerobert. Es gibt einige Ortschaften entlang der Eisenbahnlinie, die großteils während des Baus der Eisenbahn entstanden sind. Diese liegen oft 200 bis 400 km auseinander. Dazwischen gibt es nur pure Wildnis, Flüsse, Sümpfe und endlose Wälder. Ich habe nur von ganz wenigen gelungenen Versuchen gehört, die Strecke zu bezwingen. Nach meinem Wissen hat es noch niemand vorher „Solo“ und ohne Unterstützung versucht.

Hier eine Übersichtskarte der Route:

Der Rote Abschnitt ist die BAM Road. Von Taishet, dem Beginn der BAM bis Tynda, der Abzweigung nach Yakutsk im Norden sind es genau. 2.350 km. Damit man sich das von der Entfernung vorstellen kann: Das wäre wie von Wien nach Madrid alles auf Feldwegen, Zwischen Wien und Bregenz gäbe es nur eine kleine Ortschaft mit Essen und Benzin. Eine Hoffnung auf Hilfe oder Rettung im Falle eines Unfalles gäbe es nicht.

Die Entscheidung die Herausforderung anzunehmen war also keine leichte nicht. Der Wille war groß, aber wie groß war die Chance es zu Schaffen? 20, 30% dachte ich mir bei der aktuellen Wetterlage, den hohen Wasserständen und bei Dauerregen. Es gab einen Abschneider zwischen Taishet und Bratsk. Den wollte ich einmal probieren. Notfalls kann ich hier noch umkehren.

Bis nach Taishet war die Straße noch gut. Trotzdem wurde ich schon gut unterhalten. Sibirien wie man es sich vorstellt.

„Papa, die Vorderachse vom Lastwagen is hin“- „Kein Problem Bub, hol ein bissl Holz, das reparier ma gleich“

Aber irgendwie begannen dann doch die Probleme. Ich hörte ein scharrendes Geräusch. Der Kettenspanner löste sich, verhedderte sich im Hinterrad und Riss komplett ab. Das Hinterrad ließ sich so nicht mehr richtig in der Flucht fixieren. Zeit um ein paar russiche Engeneering Skills auszupacken. Einmal kurz wo im Hinterhof angeklopft und um eine Flex gefragt. Aber nix da. Hilfsbereit wie die Russen sind wird das gleich ordentlich repariert.

Mal kurz die Flex ausgepackt
Original Kettenspanner von BMW
Neuer, auf zuverlässigkeit optimierter Zubehör Kettenspanner von Russatech:-)

Beim nächsten Tankstop schoss auf einmal der komplette Sprit aus dem Tank und ich flutete die halbe Tankstelle. Irgendwo war was undicht. Bei der durchaus panischen Aktion das Leck zu stopfen riss ich mir das Aux Kabel für meinen Musicplayer ab und somit war ich ab sofort auch noch ohne musikalische Unterhaltung unterwegs. Für den Rest der Strecke mussten also meine eigenen, begnateten Sangeskünste reichen.,

7000 km ohne Probleme und dann schrotte ich alles an einem Tag? Wenn das ein Film wäre, dann wäre das wohl die stelle wo alles beginnt aus dem Ruder zu laufen und aus der schönen Urlaubsreise ein Horrortrip wird.

Eine halbe Rolle Panzertape und 3 Kabelbinder später war ich aber schon wieder unterwegs. Bei Taishet nutzte ich die Erste Möglichkeit auf die BAM Road abzubiegen. Schon bald war es vorbei mit den asphaltierten Straßen und es wurde zunehmend matschiger.

Aber schon nach 160km war ich am Ende. Ich stand vor einem unüberwindbaren Fluss. Normalerweise wäre der mit den russischen Kamaz Trucks passierbar. Aber hier war schon endgültig Ende. Ich war frustriert. Nur 160km abseits der Hauptroute und ich war schon gescheitert. Und es lagen noch gut 5000 km in der selben Art vor mir. Wie soll das gehen. Das ist wie den K2 im Schneesturm zu besteigen. Ich überlegte ob ich einfach nur ein Weichei bin, dass ich mich das nicht traue und dass ich einfach zu früh aufgebe nur weil es ein bisschen schwieriger wird. Es war hart, aber ich entschied mich zurück nach Taishet und weiter Richtung Irkutsk zu fahren.

Wenn man schlecht drauf ist, hilft meistens eine Topfengolatsche

Ich wollte weiter in eine Stadt namens Tulun. Aber am späten Nachmittag begannen wieder die Gewitter zu wüten und ich hielt an einem Truck-Stop am Straßenrand. Es war ein Bett frei. Also wirklich nur ein Bett – kein Zimmer. Denn es gab nur Massenlager wo alle Trucker sich ein Bett für ein paar Stunden mieten konnten. Ich bezahlte für 6 Stunden und teilte mein Zimmer mit russischen Truckern, die in unregelmäßigen Abständen kamen und gingen, schnarchten und andere Geräusche von sich gaben, Bevor ich einschlaf dachte ich noch einmal darüber nach ob ich es denn schaffen könnte. Wasserdurchfahrten, Dörfer die 400km auseinander lagen, keine Hilfe von außerhalb wenn etwas schief geht, Und wenn ich es nicht ganz bis Taksimo am Lena Highway schaffte, dann muss ich wieder 2000km die gleiche Strecke retour. Es reichte ja wenn 50km vor dem Ziel noch ein unüberwindbarer Fluss oder eine kleine unüberwindbare Stelle war. Das machte mir wirklich große Sorgen. Wenn ich es wage, gibt es dann keinen Weg mehr zurück.

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