Flussdurchquerungen und Durchquerungen von Wasserlöchern sind immer eine besondere Herausforderung bei Motorradreisen. Sie sind immer spektakulär auf Bildern und Videos und die Chancen stehen wirklich gut, dass man in einer „Youtube Fail Compilation“ landet. Denn der Untergrund ist meist unruhig, rutschig oder schlammig. Bei meiner Russland Durchquerung habe ich irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Flüsse ich pro Tag durchquert habe. Und bei jedem hatte ich die Hosen voll. Da hätt ich gleich eine Kreuzfahrt buchen können. Bei mir ist damals alles gut gegangen. Nur einmal bei den Red Bull Romaniacs habe ich einen auf Titanik gemacht und habe mein Motorrad im Wasser versenkt. Also was ist zu tun, damit die Reise in diesem Fall dann trotzdem nicht zu Ende ist?

Notaus
Sobald man merkt, dass man das Motorrad verliert killt man den Motor mit dem Not-Aus Schalter. Da hilft es, vor der Wasserdurchfahrt nochmal zu checken, wo der Not-Aus Schalter ist und wie ich ihn erreiche. Schafft man das bevor das Motorrad im Wasser landet ist die Gefahr eines Motorschadens vorerst einmal gebannt. Trotzdem soll man danach zumindest Luftfilterkasten und Auspuff checken. Auf jeden Fall der Versuchung widerstehen, den Motor sofort wieder zu starten bevor man nicht alles kontrolliert hat.

Luftfilter und Luftfilterkasten
Je nachdem wie lange das Motorrad im Wasser liegt, kann natürlich auch bei ausgeschaltetem Motor Wasser in den Motor gelangen. Bleibt der Luftfilter trocken, stehen die Chancen gut, dass kein Wasser im Motor ist. Natürlich kann es aber immer noch durch den Auspuff eindringen. Ist Wasser im Luftfilterkasten, schaut es nicht so gut aus. Das Wasser gehört auf jeden Fall raus. Durchaus auch die Ecken im Luftfilterkasten checken. Manchmal versteckt sich da in Ritzen noch Wasser. Den Luftfilter selbst auswaschen, auswringen, in die Sonne legen und trocknen. Papierluftfilter sind da natürlich problematischer. Wenn ich auf einer Tour mit vielen Wasserquerungen rechne, dann verwende ich lieber einen Schaumstoff Filter. Papierfilter lassen sich aber auch mithilfe des Motors trocknen. Wenn alle punkte erledigt sind, das Motorrad zusammenbauen. Jedoch ohne Luftfilter. Dann den Motor starten und den Papierluftfilter mithilfe der heißen Luft aus dem Auspuff trocknen.

Auspuff
Wenn das Motorrad im Wasser liegt, dann rinnt natürlich auch Wasser in den Auspuff. Das kann übrigens auch passieren, wenn man mit der Strömung durch einen Fluss fährt, dann drückt es das Wasser von hinten in den Endtopf. Man kann auch mit untergetauchtem Auspuff durch das Wasser fahren, aber die Drehzahl sollte hoch gehalten werden, da durch den Gegendruck des Wassers der Motor absterben kann. Auf jeden Fall muss auch das Wasser aus dem Auspuff raus. Also entweder das Vorderrad in die Höhe und das Wasser einfach rausrinnen lassen, oder wenn das nicht geht (allein oder zu schwer) dann muss der Auspuff runter.

Wasser aus dem Öl
Noch ist es nicht getan, denn Wasser kann sich bereits im Kurbelwellengehäuse gesammelt haben. Zuerst einmal Motorrad gerade stehen lassen und Öl über das Schauglas kontrollieren. Ist der Ölstand normal oder erhöht? Bei mehr Öl als normal ist dann meist auch Wasser dabei. Schaut das Öl noch gut aus, kann es sein, dass es sich noch nicht mit dem Öl vermischt hat. (Wenn der Motor rechtzeitig gekillt wurde). Weil das Wasser schwerer ist, sammelt es sich am Boden der Ölwanne. Dann den Ölablassschrauben nur ein wenig öffnen und es sollte das Wasser herausrinnen. Well Öl kommt, Ölablasschraube wieder fest ziehen. Sobald aber der Motor gelaufen ist, vermischt sich das Wasser mit dem Öl. Es entsteht eine milchig-braune Flüssigkeit. Wenns also im Schauglas ausschaut wie der letzte Capuccino beim Italiener, dann gehört das Öl getauscht. Aber man hat ja nicht immer frisches Öl für einen Ölwechsel dabei.
Bei meinem Russland Trip traf ich einmal auf eine Gruppe Russen, denen ein Motorrad abgesoffen ist. Sie haben mit einem Kocher und einem Topf das Öl zum Kochen gebracht damit das Wasser aus dem Öl verdampft und dann das gekochte Öl wieder eingefüllt. So kann man auch das Wasser loswerden. Zumindest ist es besser als gar nichts zu tun. Zu Hause gehört das Öl aber auf jeden Fall getauscht. Eventuell sind sogar zwei oder mehr Ölwechsel nötig. So lange einfach, bis das Öl wieder klar ausschaut.

Wasser aus dem Zylinder
Ist Wasser im Zylinder muss dieses unbedingt raus. Auf keinen Fall probieren den Motor zu starten solange die Zündkerzen noch im Motor sind. Wasser ist nicht komprimierbar und würde den Motor zerstören. Also Zündkerzen raus und erst dann den Motor starten damit er durchdreht. Jetzt sollte das Wasser aus dem Kerzenloch spritzen. Widerholen so lange bis kein Wasser mehr rauskommt. Eventuell ein Taschentuch oder Fetzen über das Loch halten um zu erkennen, ob noch Wasser kommt. Zündkerze trocknen bzw. am Besten neue Zündkerze rein. Mehrfaches starten kann die Batterie schnell entleeren. Eventuell einfach einen hohen Gang einlegen und das Hinterrad durchdrehen um die Kolben zu bewegen. Ist alles trocken kommen neue oder die getrockneten Zündkerzen wieder rein und der Motor kann wieder gestartet werden.

PS: Ich bin kein gelernter Mechaniker, aber diese Methoden haben sich bewährt. Erkundigt Euch nach Besonderheiten bei Eurem Motorrad.

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