Location: Last Frontier Heliskiing
Land: Kanada
Abfahrt: „Iceland“

Es ist auf den ersten Blick nicht die spektakulärste oder schönste Abfahrt, aber es ist eine dieser Abfahrten, mit der ich unglaublich viel Emotion und Gefühl verbinde. Joerg George Rosset von Last Frontier Heliskiing war derjenige, der es geschafft hat, mich damals als eigentlichen Heliski-Skeptiker mit dem Virus zu infizieren. Mein ewiger Dank ist Dir gewiss, George 😉

Nun aber zur Abfahrt: oft sind es eben Erinnerungen oder Emotionen, die eine Sache besonders machen. In diesem Fall ist diese Abfahrt für mich der Inbegriff dafür, warum Heliskiing so einzigartig ist. Wenn du von der Basis in Ripley Creek startest, liegt die kleine Ortschaft Stewart noch in der Morgendämmerung. Das Licht ist noch gedämpft, die Sonne versteckt sich noch hinter den Bergen, rund um dich ragen schroffe Wände in die Höhe – zu schroff um hier Skifahren zu können. Du steigst also in den Heli und er bringt dich höher.

Und dann passieren ein paar Dinge gleichzeitig: der Heli steigt über den ersten Bergkamm, die Sonne erleuchtet die Berge und der Blick wird frei auf das riesige, endlos scheinende Cambria Eisfeld südlich von Stewart. Der Atem stockt ob der Schönheit dieses Anblickes. Ungläubig und aufgeregt pickst du mit deiner Nase an der Scheibe des Helis. Dann setzt dich der Heli ab. Noch minutenlang glitzern die kalten Schneekristalle, die der Heli aufgewirbelt hat, in der Luft. Es ist eine Szene wie aus einem Märchenbuch. Die Abfahrt ist nicht steil, scheint auch nicht sehr lang. „Wie heißt der Run?“ fragst du den Guide. „Iceland“ antwortet er und du weißt genau warum. Du blickst hinab auf das Cambria Icefield, eine endlos scheineden weiße Fläche. 1.400 km² misst alleine die Eisfläche (3x so groß wie die Fläche Wiens). Der Anblick ist gigantisch und unbeschreiblich. Du kneifst die Augen zusammen, weil du nicht erkennst, ob das unter dir eine Wolkendecke ist, oder doch eine riesige Fläche aus Schnee und Eis. Keine Stromleitungen, keine Straße, kein Haus, nicht das geringste Anzeichen irgendeiner Zivilisation. Und dazu dieses Glitzern der Eiskristalle auf der Schneeoberfläche….

Und dann fährst du los. Der Schnee zischt unter dir, der Wind pfeifft um die Ohren und du kannst den Blick nicht von dieser wahnsinnigen Aussicht losreißen. Das Skifahren geht wie von alleine, es ist eigentlich kein Skifahren – es ist ein Schweben, ein Fliegen, ein Dahingleiten. Die meisten Leute glauben, ich liebe den „Kick“ und das „Adrenalin“. Das Gegenteil ist der Fall: „Kick“ gibt mir gar nichts. Wonach ich süchtig bin, ist der „Flow“. Der mentale Zustand völligen Eins-Seins mit dem was du gerade tust. Hier braucht es nur einen Bruchteil einer Sekunde, um in diesen Zustand zu kommen. Und obwohl dieser Hang so kurz scheint, hast du das Gefühl, dass er ewig dauert – und du beginnst zu grinsen, dann zu lachen. Knapp 900 Höhenmeter in konstantem, nicht allzu steilem Gefälle. Deshalb ist dieser Run in meiner Bestenliste. Er ist für mich der Inbegriff an Lebensfreude, Liebe zur Natur, Liebe zu den Bergen und meiner Liebe zum Skifahren.

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