Der Morgen des 7. Tages begann genauso trostlos wie der 6. Tag endete. Es regnete. Zumindest das Gewitter hat sich verzogen. Die Motorradkleidung war immer noch triefend Nass vor Vortag und mit Genuss schlüpften wir die nassen Socken, Schuhe, Hose, Jacke und Handschuhe,. *brrrr*. Aber es ist wie mit einem Bad im kalten Wasser. „Wenn man dann mal drin ist, dann gehts eh ganz gut.“ Wir fackelten nicht Lange und machten uns auf den Weg nach Krasnojarsk. Heute mal nur 750 km.

Schon beim Frühstück hat Juri mit mir den weiteren Weg nach Irkutsk am südlichen Ende des Baikalsees besprochen. Ich habe viel von Juri gelernt. Ein paar wichtige russische Wörter und vor allem Sitten. Viele neue Gerichte, die ich nun auch auf der Speisekarte finden konnte und ein paar Redewendungen. Aber ich wollte von Krasnojarsk alleine weiter. Und somit war es an der Zeit ihm zu sagen, dass ich eine andere Route nehmen werde – nördlich des Baikalsees.

Juri: „Das ist unmöglich!“

Ich: „Doch ist es“

Juri: „Nein, da gibt es keine Straßen und viele Flüsse die du nicht queren kannst“

Ich: „Ich weiß, darum will ich ja da hin.“

Juri: „Es ist unmöglich“

Ich: „Ich habe von 3 Typen ghört, die haben es geschafft“

Juri: „Ja, aber die waren zu dritt und hatten viel Erfahrung und sie konnten die Sprache“

Immer wenn wir irgendwo Pause machten, versuchte er mich davon zu überzeugen dass ich das nicht machen soll. Er war sehr besorgt und wollte es mir unbedingt ausreden. Dieses „Es ist unmöglich“ werde ich in den nächsten Tagen von verschiedensten Menschen entlang der Route mehrmals täglich hören.

Aber zurück zur Fahrt nach Krasnojarsk. Wir erreichen die Gegend rund um den Ort Kemerovo. Wenn ihr mal unglücklich mit eurem Leben seid, dann fahrt dort hin. Die Gegend ist Bekannt für den Kohleabbau. Die Luft ist so dreckig, dass man kaum atmen kann, die Stimmung ist Grau und düster. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 55 Jahren.

Das gute an Regen ist: Wenn die Sonne durchkommt, dann gibt es einen Regenbogen.

Ich hatte ja nicht wirklich einen genauen Plan für meine Reise. Aber ein kleiner Wunsch war es, Krasnojarsk in 8 Tagen zu erreichen. Es war Tag 7 als wir von der Schnellstraße Richtung Stadtmitte abbogen. Ich war schon ein wenig ausgelaugt und nahm mir vor ein bisschen Energie zu tanken, dem Motorrad ein kleines Service und eventuell einen Ölwechsel zu gönnen.

Die ersten Eindrücke der Stadt waren vielverprechend. Bitte verzeiht mir, ich war 7 Tage alleine am Motorrad unterwegs.

Wir blieben am Hauptplatz vor einem Hotel stehen. Juri ging ins Hotel und fragte nach Zimmern. Ich passte auf dei Motorräder auf (und bewunderte die hübschen Frauen). Eine der Damen kam auf mich zu und sprach mich auf Russisch an: „Woher?, wohin? willst du bei mir übernachten?“ Ich war leicht verwirrt und wusste nicht was ich antworten soll. Da kam Juri aus dem Hotel uns sagte „Zu teuer“ und ich antwortete: „Kein Problem, ich hab schon eine Alternative“.

Es klärte sich auf, dass die Dame, die mich angesprochen hatte die Frau des Chefs des örtlichen Motorradclubs war und sie wollten uns zu sich einladen. Wir haben die Einladung dankend angenommen und hatten die Chance ein bisschen in das normale Leben der Leute hier hineinzuschnuppern.

Der Wohnblock der Familie
Zum Abendessen gab es Fleischsuppe, Tee mit Vodka  und Bier.
Der Sohn der Familie. Lustiger Kerl. Hat offensichtlich kein T-Shirt. Sein Zimmer als Trainingsraum umgebaut. (ich hab ihn noch gfragt wieso er dann nicht Trainiert 🙂
20 Haustiere haben sie in dem kleinen Appartement. Der sibirische Stubentiger hat den gleichen Friseur wie ich.
Die Tochter – lernt gerade Deutsch. War ganz witzig, sie mit dem Deutsch-Wöreterbuch und ich mit dem Russisch-Wörterbuch und wir unterhalten uns im Kauderwelsch.
Die Haus-Maus

Über den Abend verteilt tauchte dann die ganze Familie auf um den „verrückten Österreicher“ zu sehen. Die Großmutter erzählte mir, dass sie jedes Jahr den „Opernball“ und das „Neujahrskonzert“ im TV verfolgt.

Und schlussendlich auch noch der Chef und ein paar Mitglieder des Motorradclubs „The Corsars“ Mit Händen und Füßen und mit meinen bescheidenen Russisch-Kenntnissen unterhielten wir uns den ganzen Abend über Motorräder, Leben in Russland  Politik. Lange nach Mitternacht gingen wir zu Bett.

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